Dr. Christoph Hauser sprach in einem Interview über staatliche Innovationsprojekte.
FH Kufstein Tirol
Dr. Christoph Hauser sprach in einem Interview über staatliche Innovationsprojekte.

Staat und Innovation nur mit klarer Vision

01.04.2021 | Forschung
In einem Interview mit der Tiroler Tageszeitung analysierte Dr. Christoph Hauser von der FH Kufstein Tirol die tieferliegenden Ursachen des Scheiterns von öffentlichen Innovationsprojekten für Online-Vermarktung inländischer Betriebe.

Staatliche Initiativen wie das Projekt „Kaufhaus Österreich“ sollten zu mehr Innovation führen und nicht ein typisches Beispiel für die Erfolglosigkeit von öffentlichen Eingriffen in die Privatwirtschaft sein. Das Wirtschaftsministerium verfolgte mit der Intervention die Zielsetzung, die Produkte von inländischen Betrieben online zu vermarkten und so eine heimische Konkurrenz des Online Händlers Amazon zu gründen. Bedingt durch technische Probleme wurde das Projekt nach drei Monaten beendet und die Plattform in eine Firmen-Website umgewandelt. Im Interview mit der TT erklärt der Forscher die Gründe für den Misserfolg.

Gründe des Scheiterns

Laut Dr. Hauser, Hochschullehrer im Studiengang Internationale Wirtschaft & Management der Kufsteiner Fachhochschule, bestanden diese zum einen in einer falschen Bewertung von Komplexität des Projekts und Erwartungshaltung von Konsumenten: „Man erwartet eine Liste mit Produkten und erhält eine Sammlung von Links. Eine ernstzunehmende Konkurrenz für Amazon sieht anders aus.“ Allerdings geht der Hochschullehrer für Economics & Research Methods in die Tiefe und identifiziert sogenannte Netzwerkeffekte als den eigentlichen Wettbewerbsfaktor für die Marktdominanz von digitalen Plattformen wie Amazon oder Google. Je mehr NutzerInnen solche Plattformen aufweisen, umso attraktiver werden sie für neue KundInnen. Ein neuer Online-Händler oder eine neue Suchmaschine starten also mit einem erheblichen Nachteil.

Gezielte Investitionen

Allerdings betont Dr. Christoph Hauser die wesentliche Rolle von öffentlichen Mitteln für die Förderung von Innovationsprozessen. Somit hat der Staat gerade in Großprojekten mit hohem Risikogehalt eine wichtige Funktion, da einzelne Unternehmen alleine oft nicht in der Lage wären diese zu stemmen. China geht diesen Weg bereits sehr erfolgreich in der Quantentechnologie mit dem Aufbau des größten abhörsicheren Quantennetzwerks der Welt. „Darauf muss Europa eine Antwort finden. Diese sollte aber nicht auf dem Schutz von lokalen Märkten beruhen, sondern auf Basis von gezielten Investitionen in Schlüsselindustrien wie der Medizin- und Umwelttechnologie erfolgen. Für die Finanzierung könnte z.B. der Wiederaufbaufonds in ein dauerhaftes Instrument der europäischen Transformationspolitik umgewandelt werden", so Hauser.

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