1. Reihe vl: Hans K. Reisch, Arthur Thöni, Ernst Meijnders, Bernhard Tilg; 2. Reihe hinten: Peter Schuster, Moderator TT-Redakteur Alois Vahrner, FH-Rektor Univ.-Prof Dr. Hans Moser
1. Reihe vl: Hans K. Reisch, Arthur Thöni, Ernst Meijnders, Bernhard Tilg; 2. Reihe hinten: Peter Schuster, Moderator TT-Redakteur Alois Vahrner, FH-Rektor Univ.-Prof Dr. Hans Moser

Tirols Top-Unternehmen trotzen der internationalen Wirtschaftskrise

20.02.2009 | Allgemein
Wirtschaftsgrößen, Politiker und Wissenschafter diskutierten an der Hochschule Kufstein über die internationale Wirtschaftskrise. Dem Wissenschafts- und Forschungsstandort Tirol wird ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt.

Am 29.01.2009 fand an der Kufsteiner Hochschule unter dem Motto „Wirtschaft trifft Wissenschaft“ eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion mit Vertretern der Tiroler Wirtschaftselite, der Politik sowie der Wissenschaft statt. Unternehmen wie Spar, Sandoz oder Thöni die international von Tirol aus tätig sind, trotzen der Wirtschaftskrise und gaben Einblicke in ihre Unternehmensstrategie. Die Absicherung von heimischen Arbeitsplätzen, der Ausbau von Produktionsstätten sowie Umwelt- und Energiethemen stehen auf der Prioritätenliste der Top-Wirtschaftsbetriebe ganz oben. Mit dem Start der Technologie-Offensive sieht Dr. Bernhard Tilg, Tirols Landesrat für Wissenschaft und Verkehr, den Standort noch stärker gefestigt. Für Dr. Peter Schuster, Präsident der Akademie der Wissenschaften ist Tirol im internationalen Wettstreit um Forschung und Wissenschaft gut gerüstet. Organisiert wurde der Kufsteiner Impuls vom Alumni Club der Hochschule.

Ernst Meijnders, Sandoz: „Wir werden weiter in den Standort Kundl investieren“
„Wir konnten trotz Wirtschaftskrise erfreuliche Zahlen präsentieren. Kundl ist der größte Standort des Sandoz-Konzerns, er ist hocheffizient und wird auch in Zukunft weiter kräftig ausgebaut“, so Sandoz-Chef Ernst Meijnders.
In Tirol könne ein hoher Qualitätsstandard durch bestausgebildete Mitarbeiter gewährleistet werden und es ist hier möglich, die gesamte Produktionskette bis hin zum Fertigprodukt an einem Ort abzudecken. In den letzten Jahren wurden umfangreiche Investitionen getätigt und viel in Forschungslabors sowie Produktionseinrichtungen investiert. Was Meijnders besonders schätzt, ist vor allem das gute Gesprächsklima: „Österreich besitzt hohe Auflagen, in der Tiroler Politik wird aber ein guter Dialog gepflegt.“ Zudem gebe es eine sehr gute Zusammenarbeit mit Universitäten und Fachhochschulen. In Fragen nachhaltiger Energienutzung würde Meijnders den Bau von Wasserkraftwerken und den Bau einer zweiten Gasleitung bevorzugen.

Hans K. Reisch, Spar: „Erster CO²-freier Lebensmittelmarkt 2010“
„Tirol ist ein guter Standort für Spar“, erklärte eingangs Spar Österreich Vorstandsdirektor Hans K. Reisch.
Im Lebensmittelhandel wirke sich die Wirtschaftskrise noch nicht so stark aus. Es sei zwar ein Einbruch im Jänner vorausgesagt worden, das habe sich dann aber doch nicht bewahrheitet.
„Wir wollen auch in Zukunft weiter in Tiroler Lebensmittelmärkte expandieren und investieren“, bekräftigte Reisch. Spar möchte auch bei Energie und Umwelt einen Beitrag setzen. „Die Zukunft heißt Photovoltaik, denn hier ist das Potential für diese Energieform noch lange nicht ausgeschöpft“, so Reisch. 2010 möchte Spar den ersten CO²-freien Lebensmittelmarkt eröffnen.

Arthur Thöni, Thöni Holding: „Privileg in Tirol zu produzieren“
Auch Arthur Thöni, der in den verschiedensten Geschäftsbereichen wie Aluminium, Schlauchherstellung, Umwelt- und Energietechnik sowie im Maschinen- und Anlagenbau tätig ist, kann von einem großen Auftragseinbruch noch nicht berichten. „Gute Prognosen gibt es im Aluminiumbereich. Hier wird das Wachstum bis 2020 ständig steigen“, so Thöni.
Gerade die Umwelttechnik boome, nur leider noch nicht in Tirol. Am besten sei die Auftragslage in Italien, wo viel Geld in erneuerbare Energien fließe. Thöni: „Jetzt heißt es einfach die Arme aufkrempeln und hart arbeiten. Wir sind hier in Tirol gewachsen und beschäftigen hervorragend ausgebildete Mitarbeiter. Der Standort ist absolut konkurrenzfähig.“ Mit der Technologieoffensive hat das Land Tirol den richtigen Schritt für die Zukunft gesetzt.

Dr. Bernhard Tilg, Wissenschaftslandesrat: „90 Mio. Euro beträgt das Investitionsvolumen“
„Die Tiroler Landesregierung schafft die Rahmenbedingungen, damit Tirol national wie international wettbewerbsfähig bleibt“, sagte Univ.-Prof. DI Dr. Bernhard Tilg, Landesrat für Gesundheit, Wissenschaft und Verkehr. Ein Konjunkturpaket sei bereits geschnürt worden, in dem Infrastruktur-Projekte wie BBT oder Krankenhäuser vorgezogen werden. Das Investitionsvolumen soll rund 90 Mio. Euro betragen. Auch der Kraftwerksausbau solle forciert werden. „Tirol hat in den letzten Jahren sehr viel im Bereich Forschung unternommen und zahlreiche Kompetenzzentren gegründet. Jetzt starten wir mit der Technologieoffensive, die den Tiroler Unternehmen zugute kommen wird“, erklärte Tilg.

Dr. Peter Schuster, ÖAW-Präsident: „Innsbrucks Physiker genießen Weltruf“
Vor der Podiumsdiskussion hielt o. Univ.-Prof. Dr. Peter Schuster, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften einen vielbeachteten Vortrag zum Thema „Chancen im Wissenspotential der Arbeitnehmer“. Schuster erklärte anhand von zahlreichen Beispielen, ausgehend vom 19. Jahrhundert bis zur Jahrtausendwende, wie exzellente Forschung Arbeitsplätze schaffen kann. „Spitzeninstitute in der Forschung sind weltweit bekannt und leicht zu identifizieren“, weiß Schuster.
Universitäten und Fachhochschulen seien daher für die Grundlagenforschung zuständig, Erkenntnisse daraus sind für Unternehmen und die Wirtschaft äußerst wichtig. Schuster: „Gerade das Physikinstitut an der Universität Innsbruck genießt Weltruf. Spitze wird man aber nur, wenn das Umfeld es zulässt, das heißt exzellente Wissenschafter gehen dort hin, wo schon Spitzenforscher tätig.“

Wissenschafter müssen sich auf ihre Kerndisziplin konzentrieren können, und das sei eben Forschen und Lehren. Um ein gewisses Niveau zu halten, darf in Österreich die Förderung nicht nach dem Gießkannenprinzip erfolgen. „Denn nicht alles ist förderungswürdig und nicht jeder zum Top-Wissenschafter berufen“, meinte Präsident Schuster dann in der Podiumsdiskussion. Auf jeden Fall müssten Studierende mit exzellenten Studienerfolgen, die eine wissenschaftliche Laufbahn anstreben, im eigenen Land gehalten werden. „Eine Abwanderung der besten Wissenschafter hätte fatale Auswirkungen auf die Forschungstätigkeit an den Universitäten. „Dieser Aderlass wäre immens gefährlich für die heimische Wirtschaft und der Schaden nicht abzusehen“, malte Schuster ein düsteres Bild für die Zukunft.

Kufsteiner Impulse: Alumni Club fördert Kontakt
Die Kufsteiner Impulse werden vom Alumni Club der Hochschule Kufstein organisiert. Die Vortragenden sind Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Wissenschaft, die über aktuelle Themen referieren. Die Veranstaltung dient für Absolventen, Studierende sowie Freunden und Förderern der Fachhochschule als Kontaktplattform.