Von Ecuador nach Österreich

23.10.2014 | Internationales
Priscila Sulen ist 22 Jahre alt, kommt aus Quito, der Hauptstadt Ecuadors und hat soeben ihr Austauschjahr erfolgreich an der FH Kufstein Tirol absolviert. Vor ihrer Abreise nach Ecuador haben wir Priscila getroffen und mit ihr über ihr Austauschjahr in Kufstein gesprochen.

Warum hast du dich entschieden dein Auslandsjahr an der Fachhochschule Kufstein Tirol zu absolvieren?
Die FH Kufstein war für mich von Anfang an die erste Wahl. Ich hatte mich schon für das Studienjahr 2012/2013 beworben, bin jedoch leider nicht genommen worden, da ich meine Unterlagen zu spät eingereicht hatte. Ich wollte aber nicht wo anders hin, ich wollte unbedingt nach Kufstein, daher habe ich es im Jahr darauf wieder versucht und bin genommen worden - als ich das erfahren habe war ich überglücklich. Ich spiele schon seit ich ein kleines Kind bin Violine, daher liebe ich die klassische Musik. Wahrscheinlich wollte ich deshalb unbedingt nach Österreich.

Was studierst du an der Universität von Ecuador? Welche Unterschiede gibt es im Studium?
Ich studiere „Business & International Relations“. Im Gegensatz zur Uni in Quito ist das Studium hier an der FH Kufstein Tirol viel leichter. In Ecuador wird man viel mehr durchs Studium gedrillt, was natürlich auch irgendwie klar ist da nur die Mittel- und Oberschicht das Privileg hat studieren zu können. Das Studium bei mir zu Hause ist sehr teuer und wir müssen schauen, dass wir es so schnell wie möglich beenden um unsere Eltern nicht weiter zu belasten. Daher haben die Studierenden in meiner Heimat auch viel mehr Respekt vor dem Lehrpersonal, Störungen des Unterrichts sind dort ein Tabu!

Was sind für dich die gravierendsten Unterschiede zwischen Ecuador und Österreich?
Österreich ist ein entwickeltes Land und Ecuador ein Entwicklungsland, das merkt man bei ganz vielen Dingen. Hier ist es viel sicherer, ich hatte niemals Angst alleine nach Hause zu gehen mitten in der Nacht. Außerdem gibt es bei mir zu Hause keine festen Buszeiten. Wenn du bei der Station stehst und der Bus kommt, hast du Glück - wenn nicht, tja dann musst du warten. Der größte Unterschied sind aber die Züge, es war so toll für mich Zug zu fahren. In Ecuador gibt es keine Züge, wahrscheinlich hab ich mir deshalb in den Semesterferien ein Interrail Ticket gekauft und bin quer durch Europa gefahren. Man hat hier einfach ein ganz anderes Freiheitsgefühl, das ist großartig!

Hattest du bedenken als du hergekommen bist?
Zuerst hatte ich ein wenig Angst, ich hatte gedacht die Österreicher seien weniger offen, aber das ist überhaupt nicht so. Egal wohin ich gekommen bin, man hat mich mit offenen Armen empfangen. Trotzdem muss ich sagen, dass die Menschen in Ecuador einfach viel glücklicher sind, trotz all ihrer Probleme. Ich glaube der Österreicher denkt einfach viel zu viel nach. Ihr habt verlernt das Leben zu genießen! Noch eine Sache die für mich zu Beginn ganz komisch war, ist das Familiengefühl. Ich war ganz überrascht, dass die Kinder hier schon während des Studiums ausgezogen sind. Bei uns in Ecuador bleibt man bei seinen Eltern wohnen bis man heiratet und das ist ganz selbstverständlich. Weihnachten beispielsweise ist bei uns ein Fest mit 40 Personen und mehr. Die ganze Familie kommt zusammen, alle Onkel, Tanten, Cousinen, Cousins, Mamas und Papas - es ist das beste Fest des Jahres.

Welche Aussage passt am besten zu deinem Jahr an der FH Kufstein Tirol?
„IT´s AWESOME“, es war ein ganz fantastisches Jahr, ich konnte so viele Erfahrungen sammeln, meine Freunde und meine Familie aus Ecuador haben mich besucht. Einfach großartig!

Was war für dich das Beste am vergangenen Jahr?
Die vielen neuen Leute die ich kennenlernen durfte, die vielen verschiedenen Kulturen, ich sage nur „crosscultural“! Ich konnte auch so viel reisen und so viel Neues kennenlernen, einfach super. Außerdem habe ich sehr gut Deutsch gelernt, das war mir sehr wichtig und stell dir vor, ich hab mir sogar ein Dirndl gekauft. Das nehme ich mit nach Hause und werde es dann ganz stolz an die Uni von Quito anziehen.

Was war das „Schlechteste“ am vergangenen Jahr?
Das Essen! Nicht das es nicht geschmeckt hat, obwohl naja also mir wirklich nicht. In Ecuador isst und würzt man einfach ganz anders. Und leider die Gruppenzusammenarbeit mit anderen Studierenden die war schwierig. Da haben immer dieselben Leute gearbeitet und die anderen nicht, aber das ist wohl so.

Gibt es etwas das du abschließend noch sagen möchtest?
Ja und ob. Es war ein tolles Jahr und ich möchte mich dafür bedanken, vor allem bei Christina Kirchler, sie ist die Organisationsassistentin des Austauschprogramms an der FH Kufstein, sie hat sich immer großartig um uns gekümmert – vielen Dank Christina! Priscila Sulen ist am 23. Juli 2014 wieder nach Hause geflogen und behält die FH Kufstein Tirol in liebevoller Erinnerung. Sie möchte ihr Masterstudium ebenfalls in Europa absolvieren, vielleicht in Köln. Genaue Pläne hat sie noch nicht, aber das vergangene Jahr wird sie mit Sicherheit nicht vergessen.