Die Fallstudiengruppe Inn´terkultur
Die Fallstudiengruppe Inn´terkultur

Wie interkulturell sind Innsbrucks Kultureinrichtungen?

29.06.2015 | Praxisprojekte
Eine Pilotstudie im Rahmen des Masterstudiengangs „Sport-, Kultur- & Veranstaltungsmanagement“ der FH Kufstein Tirol.

Die Frage nach der interkulturellen Ausrichtung von Kulturbetrieben beschäftigt im deutschsprachigen Raum KulturpolitikerInnen ebenso wie KulturmanagerInnen. Während es in Deutschland hierzu bereits eine intensive empirische Forschungslage gibt, sind diesbezügliche Daten und Diskurse in Österreich noch wenig erhoben. Die Studie „Interkulturalität in und von Innsbrucker Kulturbetrieben“ leistet insofern einen wichtigen Beitrag zu einem noch jungen, aber relevanten Themenfeld und misst neben empirischer Datenerhebung auch der Rolle von Sprachregelungen große Bedeutung bei.

Durchgeführt wurde die Recherche von einer Studierendengruppe des Masterstudiengangs Sport-, Kultur- & Veranstaltungsmanagement der FH Kufstein Tirol, das Kulturamt der Stadt Innsbruck unterstützte das Projekt. Zu den Leitfragen zählte, inwiefern sich der gesellschaftliche Wandel einer Einwanderungsgesellschaft in der Nutzung von Kulturangeboten durch Menschen mit interkulturellem Hintergrund wiederspiegelt und in welchem Verhältnis Angebot und Nachfrage in diesem Zusammenhang stehen. Nach zweisemestriger Recherche konnte die Studentinnengruppe mit Stolz das Ergebnis in Form empirisch belegter Reflexionen und Anregungen präsentieren.

Mehrere Monate lang haben die Masterstudentinnen Jasmine Türk, Theresa Bubik, Jasmin Breindl und Lea Schairer in Zusammenarbeit mit der Vizerektorin der FH Kufstein Tirol, Prof. (FH) Dr. Verena Teissl und der deutschen Kulturmanagerin Mag. Vera Allmanritter, MA ; Personen an der Schnittstelle Kulturarbeit – Integration – Migrationserfahrung – Interkulturalität befragt und mit ihnen diskutiert. Dabei wurden zuerst Schwierigkeiten und Hürden identifiziert, dann Lösungsansätze angestrebt. Um überhaupt Zugang zu diesem sehr komplexen Thema zu finden, waren einige Grundfragen zu lösen.

Dafür wurden in einem ersten Schritt ExpertInnen mit und ohne interkulturellen Hintergrund interviewt. Es wurde schnell klar, dass vor allem die in der Sprache vollzogene Trennung zwischen „MigrantInnen“ und „Einheimischen“ zu einer Abgrenzung führt und dass deren Überwindung eine allgemeine Bewusstseinsbildung über die positiven Effekte kultureller Vielfalt in Form einer Einwanderungsgesellschaft benötigt.

Um einen tieferen Einblick in die Problematiken und Lösungsmöglichkeiten zu bekommen, wurden in einem zweiten Schritt Diskussionsrunden organisiert, zu der in Innsbruck ansässige Menschen mit interkulturellem Hintergrund sowie Affinität gegenüber unterschiedlichen Kulturangeboten eingeladen waren. Die Intensität dieser Diskussionen spiegelte die Dringlichkeit von Austausch und gemeinsamer Veränderung im kulturellen Geschehen wieder. So wurde u.a. die Inklusion von Personen mit interkulturellem Hintergrund bereits bei der Planung von Kulturprojekten oder -programmen, die die diversen Zielgruppen ansprechen sollen, sowie eine verbesserte Vermittlung der vorhandenen Räumlichkeiten für Veranstaltungen und kulturpolitischer Rahmenbedingungen vorgeschlagen.

„Auch in Deutschland ist interkulturelles Kulturmanagement seit einigen Jahren ein Top-Thema – von einer Selbstverständlichkeit im Kulturbereich sind wir jedoch noch weit entfernt“, so Vera Allmanritter, die sich auf dieses Themengebiet spezialisiert hat. Vizerektorin Prof. (FH) Dr. Verena Teissl ist sich sicher, dass „Kultur weniger ein Allheilmittel für gesellschaftliche Konflikte ist, sehr wohl aber Veränderungen positiv einleiten und begleiten kann.“ Für das studentische Projektteam wiederum stand im Vordergrund, dass kulturelle Vielfalt eine große Chance für eine Gesellschaft darstellt, die sich ihrer Heterogenität und der daraus resultierenden Potentiale auf allen Ebenen bewusst werden muss: „Kulturangebote und –projekte sollten die Interkulturalität der Innsbrucker Bevölkerung abbilden – nicht nur inhaltlich, sondern auch strukturell, etwa indem Menschen mit interkulturellem Background auch vermehrt in Organisations- und Konzeptionsphasen mit einbezogen werden.“