Die Studierenden begutachten die provokanten Kunstwerke bei Maryam Jafris Ausstellung „Wege zur Knechtschaft neu geteert“ im Taxispalais Kunsthalle Tirol.
Julia Kainrath
Das Bild zeigt ein Ausstellungstück - eine Pepsi-Flasche, die statt des Verschlusses einen Baby-Schnuller montiert hat - verschwommen im Hintergrund sieht man die Gruppe der Studierenden, die Exponate betrachten.

Studierende der FH Kufstein Tirol sind der Kultur auf der Spur

07.05.2019 | Excursions
Im Rahmen der Lehrveranstaltung „Angewandte Kulturwissenschaften“ nahmen Studierenden des Bachelorstudiengangs Sport-, Kultur- & Veranstaltungsmanagement die Wirkungsweisen von Innsbrucker Kultureinrichtungen unter die Lupe.

„Man muss auch etwas zulassen!“

Ein Termin mit Stadträtin Ursula Schwarzl gab Einblick in städtische Kulturpolitik. Stadträtin Ursula „Uschi“ Schwarzl erklärte, was ihr bei der kulturellen Entwicklung Innsbrucks am Herzen liegt: „Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die kreativen Köpfe arbeiten können.“ Dass Politik keine leichte Aufgabe sei erklärte sie damit, dass man ja nicht von jedem gemocht werden könne. Wichtig sei nur, dass man auch einmal was zulassen müsse. Im Anschluss an das Gespräch wurde den Studierenden die neue Stadtbibliothek vorgestellt, welche als Ort des Austausches konzipiert ist:  Aufgrund der zentralen Lage in Bahnhofsnähe sei die Bibliothek eine gern angenommene Anlaufstelle. Hier findet sich nicht nur ein breites Repertoire an Büchern, sondern auch ein breites Publikum mit derselben Begeisterung: dem Lesen und dem Wissenserwerb. Für diejenigen unter den Besuchenden, die Bücher weniger gern in die Hand nehmen, bietet die Neue Stadtbibliothek eine große Auswahl an Filmen.

Das Innsbruck Nature Film Festival (INFF) – mehr als ein Filmfestival?

Jährlich findet das INFF im Leokino im Herzen von Innsbruck statt. In der Spielstätte des inzwischen internationalen Festivals erläuterte Festivalmanagerin Liesa Jirka das Festivalkonzept und gab den Studierenden Aufschluss über die gesellschaftlich hohe Relevanz von Umweltschutz und Bewusstseinsbildung. Ko-Veranstalter Thilo Bohatsch von Bohatsch-Marketing erläuterte, wie das Festival zu einem Stadtfestival mit zahlreichen Events weiterentwickelt werden soll. Durch ein Rahmenprogramm und die Erweiterung des Film Filmfestivals zum Nature Festival sollen noch mehr Menschen erreicht und das Event in ganz Innsbruck spürbar werden.

Unerwünschte Zusammenhänge im Taxispalais Innsbruck

Im Taxispalais Kunsthalle Tirol wurde die Gruppe inklusiv und interaktiv durch die Ausstellung von Maryam Jafri „Wege zur Knechtschaft – neu geteert“ geführt. Die als Kreuzworträtsel getarnten Installationen und auf den ersten Blick sonderlichen Werkkonstellationen regten das kritische Denken gegenüber der heutigen Gesellschaft an. Besonders stark wurde die Stirn gerunzelt bei Jafris Werkkomplex „Depression“, welcher dazu anregte das gesellschaftliche System der Moderne zu hinterfragen. Warum versucht die Menschheit sich in vielen Lebenssituation zu perfektionieren und vor allem den Körper über seine Funktionalität hinauszutreiben? Maryam Jafris Ausstellung spiegelt die wichtige Rolle der Zeitgenössischen Kunst wieder, kritisches Denken anzuregen. Sie bewegte die StudentInnen dazu, im gemeinsamen Plenum über die Problematik der Gesellschaft zu debattieren und sie zu hinterfragen.

Kunstschaffen im Jenseits und in der Gegenwart

In der Kulturinitiative „Bäckerei - Kulturbackstube“ wird Kunsttreibenden die Möglichkeit gegeben, im Coworking Space Büros anzumieten, um für eine bestimmte Zeit kreativ arbeiten zu können. Das zuvor als Bäckerei genutzte Gebäude ist mittlerweile ein beliebter Ort für Konzert-Gigs, Stand-Up-Comedy oder Vernissagen und spricht dadurch ein breites Zielpublikum an. Die Ausstellung „Zwischen Ideologie, Anpassung und Verfolgung: Kunst und Nationalsozialismus in Tirol“ im Ferdinandeum widmete sich hingegen dem künstlerischen Leben in der NS-Zeit. Gezeigt wurden berührende Zeichnungen des KZ-Häftlings Harald Pickert bis hin zu Werken, die mit dem NS-Regime gar sympathisierten. Die Studierenden konnten aufgrund der geführten Tour Hintergründe und Absichten der Kunstschaffenden erfahren.

Frisch, fromm, fröhlich, frei – das BRUX

Im Freien Theater Innsbruck „BRUX“, lernten die Studierenden diese Versuchsplattform für moderne sowie experimentelle Darstellung kennen. Das Gespräch leitete die Ko-Geschäftsführerin Magdalena Dreschke, Masterabsolventin der FH Kufstein Tirol. Im Fokus der offenen Diskussionsrunde lag der sogenannte „Vorbrenner“. Diese Veranstaltungsreihe ermöglicht das Entwickeln, Erforschen und Experimentieren von und mit Theaterformen. Für die Dauer von drei Monaten wird den KünstlerInnen die Möglichkeit gewährt, das Gebäude zu nutzen, um ihre Kreation einem Publikum zu präsentieren. Auch aufgrund Magdalena Dreschkes Beruf, der wie viele Berufe in der Sparte der Kulturinstitutionen herausfordernd ist, wurde den StudentInnen ins Gedächtnis gerufen wie wichtig und bedeutend die Aufgabe der Kulturvermittlung in der heutigen Zeit ist.

Auf ihre eigene Art und Weise – die einen aktuelle Themen anregenden, die andere kritisch hinterfragend – zeigten die kulturellen Institutionen Wege, Kunst und Kultur zu vermitteln und dem Betrachter wirksam näherzubringen.