Podiumsdiskussion  v.l.n.r. (Verena Teissl, Oliver Scheytt, Monika Mokre, Michael Wimmer)

Money talks – 8. Jahrestagung des Fachverbandes Kulturmanagement

22.01.2014 | General
Unter der Leitung von FH-Vizerektorin Prof. (FH) Dr. Verena Teissl fand mit großem Erfolg an der FH Kufstein Tirol die 8. Jahrestagung des Fachverbandes Kulturmanagement statt.

Rund 120 internationale Kulturmanagement-ExpertInnen tauschten an der FH Kufstein Tirol Forschungsergebnisse zum Thema Kulturfinanzierung aus: Die Finanzierungsregeln von Kulturangeboten bleiben dem Publikum zumeist verborgen, und damit auch die unterschiedlichen Einflüsse von Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Mit einer prominent besetzten Podiumsdiskussion wurde die Tagung eröffnet. Prof. Dr. Oliver Scheytt, Präsident der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V., Dr. Monika Mokre von der Österreichischen Akademie der Wissenschaft und Dr. Michael Wimmer, Geschäftsführer der Forschungseinrichtung Educult (Wien) diskutierten über die demokratische Aufgabe von Kunst- und Kulturförderung. Als öffentliches Gut sind Produktion und Verbreitung von Kunst und Kultur im deutschsprachigen Raum zwar traditionell vom Staat unterstützt. Doch nicht immer reagieren kulturpolitische Förderrichtlinien mit der nötigen Geschwindigkeit auf veränderte kulturelle Bedürfnisse und Notwendigkeiten. Hingegen führen Umbrüche in der Kulturlandschaft zu ganz neuen Modellen der Kunst- und Kulturproduktion: Crowdfunding ermöglicht die Finanzierung durch die Zivilgesellschaft, die sich zugleich in die künstlerische Produktion einbringen kann.

Thomas Heskia (Verwaltungsleiter Schauspiel Leipzig) zeigte auf, dass Geld kein neutrales Medium ist, sondern soziale und ästhetische Beziehungen spiegelt. Prof. Dr. Gernot Wolfram (Macromedia Berlin) analysierte die Förderrichtlinien des aktuellen EU-Förderprogrammes hinsichtlich seiner Schwerpunktverschiebungen auf interdisziplinäre Kunstformen und die Bedeutung der Netzwerkbildung. Dr. Patrick S. Föhl (Kulturnetzwerk für Kulturberatung Berlin) stellte gemeinsam mit Dr. Doreen Götzky (Universität Hildesheim) den vielschichtigen Prozess dar, dem eine Konzeptorientierte Fördervergabe der öffentlichen Hand unterliegt. Alle vier ReferentInnen verdeutlichten die Tragweite, die sich mit dem „Wie“ und „Warum“ der Finanzierung verknüpft, und auch, dass ein zeitgemäßer Umgang die Miteinbeziehung mehrerer Akteure erfordert: KünstlerInnen, Vertreter zivilgesellschaftlicher Einrichtungen und KulturbetriebsleiterInnen.

Adelheid Mers (Universität Chicago) und Ellen Loots (Universität Antwerpen) analysierten die Sichtweisen von KünstlerInnen und die Rolle der künstlerischen Produktion für Kulturbetrieb und -angebot. In Werkstattgesprächen wurden weitere Aspekte wie die Partizipation bei Kulturentwicklungsplänen verhandelt. In Zusammenhang mit der Finanzierung afrikanischer Kunst- und Kultureinrichtungen durch westliche Geldgeber wurde u.a. die meist fehlende Möglichkeit auch „Nein“ sagen zu können als fehlende Freiheit identifiziert.

Mit der 8. Jahrestagung des Fachverbandes Kulturmanagement wurde ein kulturmanageriales Kernthema neu in der Agenda der akademischen Auseinandersetzung verankert – denn die Problematik ist so alt wie Kulturarbeit, aber auch so fließend in Veränderung wie Kunst. Die Tagung war eine gemeinsame Veranstaltung des Fachverbandes Kulturmanagement und der Fachhochschule Kufstein Tirol, unterstützt von der Stadt Kufstein, dem Goethe Institut, der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V. und der Sparkasse Kufstein; Medienpartner war Kulturmanagement Network.

Die Tagungsorganisation wurde durch ein Praxisprojekt unter der Leitung von Mag. Monika Kohlhofer mit den Masterstudierenden Stefanie Schmied, Madeleine Ullrich, Lukas Debortoli, David Braun, Elke Schlager, Pia Tscherch und Theresa Auer umgesetzt.

Die 9. Jahrestagung des Fachverbandes Kulturmanagement findet von 15.- 17.1. 2015 an der Hochschule Heilbronn statt www.fachverband-kulturmanagement.org, www.kulturmanagement.net