Bildsprache spielt beim Immobilienkauf eine wichtige Rolle
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Bildsprache spielt beim Immobilienkauf eine wichtige Rolle

Der Einfluss von Bildern bei der Immobiliensuche

06.11.2021 | Forschung
Die Macht der Bildsprache ist heutzutage weitestgehend bekannt und spielt natürlich auch bei großen Anschaffungen wie dem Immobilienkauf eine wichtige, wenn nicht sogar entscheidende Rolle.

Gemeinsam mit einigen Kolleg:Innen untersuchte Prof. (FH) Dr. David Koch, Hochschullehrer an der FH Kufstein Tirol im Studiengang Immobilienwirtschaft & Management und Leiter des Instituts für Energie, Facility- & Immobilienmangement, die Rolle der Bildsprache bei der Bewertung von Immobilien.

Bilder spielen in der subjektiven Bewertung von Immobilien eine bedeutende Rolle. Kaufinteressent:innen die sich mit der Anschaffung einer Immobilie auseinandersetzen, beziehen, meist bevor sie die Immobilien besichtigen, ihre Informationen aus dem Internet oder einem Exposè. Hier finden sie im Normalfall auch Bilder der Immobilie welche, wissenschaftlich belegt, einen Großteil der Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das Forscher-Team der FH Kufstein Tirol hat daher untersucht, ob die Bewertung durch Bilder, welche eine negative, aber beseitigbare Unordnung zeigen, beeinflusst werden kann.

Studie belegt Hypothese

Eine experimentelle Studie mit 137 Probanden zeigt, dass die gezeigte Unordnung in einer Wohnung zu einem Abschlag in der Bewertung in Höhe von rund 13% oder 39.000 EUR führt, wenn man die Schätzungen zwischen einer ordentlichen und einer unordentlichen Wohnung vergleicht. Des Weiteren mussten die Teilnehmer:innen im Experiment auch ein ordentliches und ein unordentliches Auto als Kontrollvariable bewerten, auch hier kommt die Studie zu einem ähnlichen Ergebnis. Diese Abstrafung in der Bewertung der beiden Objekte steht allerdings in keinem Bezug zu den Reinigungskosten für die Beseitigung der Unordnung. Die klassische ökonomische Theorie schließt einen solchen negativen Einfluss daher aus, da die künstlich erzeugte Unordnung keinen Einfluss auf die Grundstruktur der Wohnung und des Autos hat und diese ohne substanzielle Mehrkosten beseitigt hätte werden können. Daher geht das Forscher-Team davon aus, dass potenzielle Wohnungskäufer durch die gezeigten Bilder abgeschreckt werden könnten und womöglich Rückschlüsse auf den Eigentümer und dessen Umgang mit der Wohnung bzw. dem Auto zieht.

Ganzheitliche Sicht auf die Immobilienbranche

Das Institut für Energie, Facility- & Immobilienwirtschaft der FH Kufstein Tirol beschäftigt sich insbesondere mit anwendungsbezogenen Fragestellung aus der Branche. Aktuelle Themen mit Projektpartner sind dabei u.a. Smart Meter in Wohngebäuden, Interkommunales Facility Management bzw. Mietpreisspiegel für Tirol. Das Projekt dazu ist erst kürzlich gestartet und soll nach derzeitigem Stand im Frühjahr 2022 abgeschlossen werden.

Detaillierte Informationen

Koch, D., Thaler, S. & Mayr, R. (2020) Order versus disorder – the impact on value estimates of durable consumption goods

Seiler, M.J., Madhavan, P. & Liechty, M. (2012) Ocular tracking and the behavioral effects of negative externalities on perceived property values. Journal of Housing Research. 21 (2), 123–137.