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FH Kufstein Tirol beim ENCATC-Kongress in Barcelona vertreten

  • 09.10.2025
  • Forschung
Mehrere Personen sitzen in einem modernen Seminarraum an runden Tischen, während eine Frau im roten Blazer vorne eine Präsentation hält. Auf der Leinwand ist eine Folie mit Forschungsthemen zu sehen, einige Teilnehmende arbeiten an Laptops oder machen Notizen.
© Deniz Ünsal & Taiwo Afolabi

Prof. (FH) Verena Teissl präsentiert ihr Forschungsprojekt im Bereich Festival Studies beim 33. ENCATC-Kongress in Barcelona.

Prof. (FH) Dr. Verena Teissl vertrat die FH Kufstein Tirol beim 33. ENCATC-Kongress in Barcelona und präsentierte ein Forschungsprojekt zu Festival Studies.

Unter dem Motto The future is cultural standen beim ENCATC Jahreskongress Mitte September in Barcelona kulturpolitische Keynotes sowie der Austausch unter Forschenden im Mittelpunkt. Prof (FH) Dr. Verena Teissl stellte ein Forschungsprojekt im Bereich Festival Studies vor, in dem der Beitrag von Festivals in den Künsten für eine Global Art Citizenship im Mittelpunkt steht.   

„We have the stories“

Das 1992 gegründete europäische Netzwerk für Kulturmanagement und Kulturpolitik ENCATC ist eine einflussreiche Institution mit über 100 Mitgliedern, zu denen auch die FH Kufstein Tirol zählt. ENCATC arbeitet eng mit der UNESCO und dem Europarat zusammen. Ziel ist es, Kunst und Kultur im Herzen der EU-Politik zu verankern.

Der Vorsitzende von ENCATC, Gerald Lidstone, unterstrich in seiner Eröffnungsrede den Wert von Kunst und Kultur für resiliente und friedliche Gesellschaften: „We are the medium through which the rest is understood.“ Kunst und Kultur erzählen Geschichten, die sich aus Wirtschaft, Politik und Religion nähren, Komplexität zugänglich machen und konstruktive Auseinandersetzung fördern. Kulturpolitik fungiert dabei als moralischer Kompass.

Globale kulturpolitische Zusammenarbeit

ENCATC fördert auch den internationalen Dialog durch die Zusammenarbeit mit der 1982 gegründeten UNESCO-Weltkonferenz zu Kulturpolitik und nachhaltiger Entwicklung Mondiacult, die zeitgleich in Barcelona stattfand. Mondiacult verfolgt das Ziel, Kultur als eigenständiges Ziel in der globalen Entwicklungsagenda nach 2030 als Sustainable Development Goal 18 zu verankern. Kultur soll als globales öffentliches Gut definiert und gestärkt sowie Kulturrechte als Menschenrechte verankert werden.

Ernesto Ottone Ramírez (UNESCO; Preisträger des ENCATC Award for Outstanding Contribution 2025) sprach sich in Barcelona für eine Intensivierung multilateraler Zusammenarbeit von Kultureinrichtungen aus, um der Krise zivilgesellschaftlicher Resilienz infolge fehlenden gesellschaftlichen Zusammenhalts zu begegnen. Kunst und Kultur verfügen über ein enormes Potenzial, diesen Zusammenhalt zu stärken, wenn sie ihren Wirkungsbereich erweitern.

Über 100 internationale Teilnehmer:innen des ENCATC-Kongresses posieren für ein gemeinsames Gruppenfoto in einem großen Hörsaal. Im Hintergrund ist ein Screen mit dem Kongressmotto "The Future is Cultural: Policy, Practice and Education" zu sehen.
© ENCATC

Teilnehmende des 33. ENCATC-Kongresses in Barcelona: Forschende und Kulturexpert:innen aus über 40 Ländern tauschen sich zu aktuellen Themen der Kulturpolitik aus.

Zukunftsgerichtete Forschung und Lehre

Eine internationale Denkfabrik bildeten die 138 Präsentationen von Forschenden aus über 40 Ländern. Mit dem ENCATC-Preis für innovative Lehre wurde Cleopatra Charles (USA) für ihre prägnante Vermittlung von Wirkungsanalysen ausgezeichnet. In den vergangenen 15 Jahren hat sich die gesellschaftliche Wirkungsanalyse von Kulturarbeit zu einer zentralen Evaluationsmethode entwickelt. Neben dem beachtlichen ökonomischen Beitrag von Kulturangeboten liegt ihr wesentlicher Auftrag darin, das demokratische Verständnis zu fördern und Gesellschaften zu stärken.

Auch an der FH Kufstein Tirol wird in Kooperation mit dem Zentrum für Nonprofit-Organisationen und Social Impact (WU Wien) die Wirkungsanalyse im Kulturbereich weiterentwickelt, um die Relevanz von Kulturorganisationen zu zeigen und ihre Akzeptanz zu steigern.

Literarität globaler ästhetischer Ausdrucksformen als Vision

Um Allianzen zwischen Kulturpolitik und Kulturorganisationen zu stärken, erforscht Verena Teissl, Prof. (FH) für Kulturmanagement im Studiengang Sport-, Kultur- und Eventmanagement, die intrinsischen Anliegen von Festivals in den Künsten – ein bislang wenig erschlossenes Themenfeld. Am Beispiel der Entwicklung von internationalen hin zu kosmopolitischen Programmstrategien von Festivals plädiert sie für eine Erweiterung von multi- und interkulturellen Förderpolitiken durch das Konzept des ästhetischen Kosmopolitismus.

Die Fähigkeit, unterschiedlichste Ausdrucksformen zu lesen, ermöglicht eine globale Art Citizenship und fördert weltweites Verständnis. Festivals leisten hierzu seit über 130 Jahren auf vielfältige Weise einen Beitrag – ohne dass dies bislang als kulturpolitisches Asset anerkannt wäre.

„Das inhärente Know-how von Kulturorganisationen ist wenig erforscht, stellt aber eine wesentliche Grundlage für die verbindenden Anliegen mit Kulturpolitik dar. Man muss voneinander lernen und gemeinsam konzipieren. ENCATC ist eine strategische Institution, der Kongress bietet den idealen Kontext, um gemeinsame Visionen zu eröffnen“, so Prof. (FH) Dr. Verena Teissl.

Factbox

Passend zum Thema Festival Studies war Teissl 2023 an der Pilotstudie mit dem Internationalen Kinderfilmfestival Wien des Zentrums für Nonprofit-Organisationen und Social Impact (WU Wien) beteiligt. Darin wurde der gesellschaftliche Mehrwert kultureller Angebote untersucht. Im Fokus stand die Frage, welche Wirkungen kulturelle Angebote entfalten und wie diese zur ästhetischen Bildung, Demokratiebildung und kulturellen Teilhabe beitragen. Die Publikation kann hier nachgelesen werden.

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