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Forschung zu Helmpflicht entfaltet internationale Wirkung

  • 13.08.2025
  • Allgemein
Zwei Radfahrer:innen mit Fahrradhelm fahren durch ein städtisches Gebiet mit modernen Hochhäusern im Hintergrund.
© AdobeStock.Jonathan de Guzman

Die Förderung des Radverkehrs in Städten bedeutet, ein Gleichgewicht zwischen Sicherheit, Zugänglichkeit und Nachhaltigkeit zu finden – ein Thema, das in einer aktuellen Publikation der FH Kufstein Tirol untersucht wird.

Eine Masterarbeit an der FH Kufstein Tirol führte zu einem Fachartikel in einer internationalen Fachzeitschrift. Das Projekt zeigt, wie studentische Forschung durch die Zusammenarbeit mit Lehrenden und einer gezielten wissenschaftlichen Veröffentlichungen reale Auswirkungen haben kann.

Was als Masterarbeit im Studiengang Sports, Culture & Event Management an der FH Kufstein Tirol
begann, hat nun seinen Platz in einer international anerkannten Fachzeitschrift gefunden. Der Artikel
Titel The Impact of Mandatory Helmet Laws on Urban Bike-Sharing and Sustainable Mobility in Prague
wurde kürzlich in der Fachzeitschrift Future Transportation veröffentlicht – seine Entstehungsgeschichte 
ist es wert, erzählt zu werden.

Jan Strecha am Rednerpult der FH Kufstein Tirol bei seiner Abschlussrede bei der Sponsion 2024.
© FH Kufstein Tirol

Jan Střecha bei der Sponsion 2024, wo er auch die Abschlussrede hielt – seine Master-Thesis bildete die Grundlage für einen später im Fachjournal Future Transportation veröffentlichten Artikel.

Frage aus der Praxis wird zu Forschungs-Thema

Jan Střecha, MA, der Hauptautor, hat sich während seines Masterstudiums erstmals mit diesem Thema beschäftigt. „Ich arbeite seit Jahren in der Bike-Sharing-Branche. Als in Prag Diskussionen über eine Helmpflicht für Radfahrer aufkamen, habe ich mich natürlich gefragt, welche Auswirkungen eine solche Regelung haben könnte“, erklärt er. Für seine Abschlussarbeit sammelte er Umfragedaten von städtischen Radfahrern, um zu untersuchen, wie sich die Einführung eines solchen Gesetzes auf die Fahrradnutzung – insbesondere bei Nutzern von Bike-Sharing-Diensten – auswirken könnte und was dies für die Klimaziele der Stadt bedeuten würde.

Nach Abschluss seiner Abschlussarbeit und seiner Abschlussprüfungen erhielt Střecha ein unerwartetes Angebot von Asc. Prof. (FH) Mark Romanelli, MBA, der als zweiter Gutachter seiner Abschlussarbeit fungiert hatte. „Ich war nicht Jan Střechas Betreuer, aber als ich seine Arbeit las, dachte ich immer wieder: Das müssen mehr Leute sehen“, sagt Romanelli. „Sie war gut strukturiert, aktuell und befasste sich mit einem realen Problem von praktischer Relevanz. Also habe ich ihn kontaktiert und vorgeschlagen, daraus einen Artikel zu machen.“

Eine gemeinschaftliche Leistung

Střecha stimmte zu – und gemeinsam mit Prof. Romanelli, der die Idee initiiert hatte, sowie den Co-Autorinnen Bettina Anker, BEd MA (externe Dozentin an der FH Kufstein Tirol), und Prof. (FH) Dr. Louis Moustakas (interner Forscher) adaptierten sie die Abschlussarbeit zu einem publikationsfähigen Artikel. Der Prozess war nicht ohne Herausforderungen – die ursprüngliche Arbeit musste von fast 90 Seiten auf nur elf gekürzt werden –, aber die Kernideen blieben erhalten. Ihre gemeinsame Arbeit zahlte sich aus, als der Artikel nach nur wenigen Überarbeitungsrunden zur Veröffentlichung angenommen wurde.

Mark Romanelli, Associate Professor (FH) für Strategisches Management
© FH Kufstein Tirol

Asc. Prof. (FH) Mark Romanelli, MBA, Co-Autor der Studie zu Helmpflicht und nachhaltiger urbaner Mobilität.

Sichere, nachhaltige urbane Mobilität

Die Ergebnisse der Studie sind frappierend: Während Helme nachweislich Kopfverletzungen reduzieren, könnten Helmpflichtgesetze zu einem deutlichen Rückgang des spontanen Radfahrens führen – insbesondere bei Nutzern von Fahrradverleihsystemen. In Střechas Umfrage gaben fast zwei Drittel der Nutzer von Fahrradverleihsystemen an, dass sie weniger Fahrrad fahren würden, wenn Helme vorgeschrieben wären. „Ein solcher Rückgang der Fahrradnutzung könnte die Nachhaltigkeitsziele der Stadt untergraben“, sagt Střecha. „Das bedeutet nicht, dass Sicherheit nicht wichtig ist, aber wir müssen ausgewogene Lösungen finden.“

Das Thema ist auch in Österreich von großer Relevanz. Laut einem aktuellen Bericht des ORF arbeitet das österreichische Verkehrsministerium an einer Änderung der Straßenverkehrsordnung, die eine Helmpflicht für E-Bikes, E-Mopeds und E-Scooter einführen würde. Der Gesetzesentwurf findet breite Unterstützung bei Sicherheitsexperten, Ärzteverbänden und Krankenhäusern, wird jedoch von Fahrradverbänden kritisch gesehen. Die Debatte spiegelt ähnliche Spannungen wider, die auch in Střechas Studie untersucht wurden – zwischen der Verbesserung der Sicherheit und der Förderung einer aktiven, nachhaltigen Mobilität.

Prof. Romanelli ist überzeugt, dass die Geschichte hinter dem Artikel viel über die Möglichkeiten an der FH Kufstein Tirol aussagt: „Das zeigt, dass studentische Forschung nicht mit einer Note enden muss, sondern Teil von etwas Größerem werden kann. Es unterstreicht auch die enge Zusammenarbeit zwischen Studierenden und Lehrenden, die unsere akademische Kultur prägt.“

Für Střecha war die Veröffentlichung in Future Transportation eine augenöffnende Erfahrung: „Ich plane keine Forschungskarriere, aber der Publikationsprozess hat mir viel beigebracht. Wenn Studierende das Gefühl haben, dass ihre Arbeit etwas bewirken kann, würde ich ihnen auf jeden Fall
 empfehlen, eine Veröffentlichung anzustreben.“

Die FH Kufstein Tirol gratuliert Jan Střecha, Bettina Anker, Louis Moustakas und Mark Romanelli zu dieser erfolgreichen Veröffentlichung – und dazu, dass sie gezeigt haben, wie akademische Neugier, Zusammenarbeit und Eigeninitiative studentische Arbeiten in wirkungsvolle, praxisnahe Forschung verwandeln können.