Im Dienst der Natur – zwischen Beruf und Berufung
- 02.08.2025
- News Studiengang

Prof. (FH) Dr. Peter Schneckenleitner im Stadtpark an der FH Kufstein Tirol – entspannt an einen Baum gelehnt, umgeben von bunten Stühlen, Grün und urbanem Flair an einem sonnigen Tag.
Dr. Peter Schneckenleitner, Professor (FH) für Kommunikationsmanagement, engagiert sich auch als Naturschutzbeauftragter für das Land Tirol. Im Interview spricht er über Motivation, Herausforderungen und warum Naturschutz für ihn Herzenssache ist.
Prof. (FH) Dr. Peter Schneckenleitner lehrt und forscht an der FH Kufstein Tirol – und übernimmt zusätzlich Verantwortung im Dienste der Natur: Seit Anfang des Jahres ist er ehrenamtlicher Naturschutzbeauftragter für die Bezirke Kitzbühel, Kufstein und Schwaz.
In dieser Funktion bringt er seine naturverbundene Haltung ebenso ein wie seine Erfahrung in Kommunikation und Konfliktlösung. Im Interview erzählt er, wie er zu diesem Amt kam, was ihn antreibt und welche Aufgaben auf ihn warten.
Wie sind Sie dazu gekommen, die Funktion des Naturschutzbeauftragten zu übernehmen?
Prof. (FH) Dr. Peter Schneckenleitner: Der Tiroler Umweltanwalt wird in naturschutzrechtlichen Bewilligungsverfahren bei den Bezirksverwaltungsbehörden durch ehrenamtliche Naturschutzbeauftragte vertreten. Nachdem manche Kollegen ihre Tätigkeit beenden, werden immer wieder neue ehrenamtliche Naturschutzbeauftragte gesucht. Die Stellenausschreibungen mit einem detaillierten Anforderungsprofil werden in den regionalen Zeitungen inseriert. Ich habe mich vor zwei Jahren dafür beworben, durchlief ein Bewerbungsverfahren und eine knapp einjährige Einschulungsphase und bin heute ehrenamtlich als Naturschutzbeauftragter des Landes Tirol tätig.
Was motiviert Sie persönlich, sich für den Naturschutz zu engagieren?
Schneckenleitner: Unsere Natur ist etwas Fantastisches. In meiner Jugend habe ich hunderte von Bäumen bei Wiederaufforstungsprojekten gepflanzt, ich bin gerne in der Natur und den Bergen unterwegs und da liegt es nahe, dass ich mich auch für dieses Thema engagiere.
Inwiefern ergänzt Ihre Tätigkeit als Naturschutzbeauftragter Ihre Rolle als Professor für Kommunikationsmanagement?
Schneckenleitner: Letztlich stehen hinter allen Projekten die den Naturschutz betreffen immer Menschen. Kommunikation ist das Bindeglied zwischen den Menschen und insofern kann hier eine Expertise sicherlich nicht schaden.
Welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten umfasst Ihre Tätigkeit konkret?
Schneckenleitner: Meine Hauptaufgabe besteht darin, die Interessen der Mandantin Natur & Umwelt in naturschutzrechtlichen Verfahren bestmöglich zu vertreten. Regional bin ich für die Bezirke Kitzbühel, Kufstein und Schwaz zuständig. Die Umweltanwaltschaft ist ein Teil der Tiroler Landesverwaltung. Die Tätigkeit übe ich ehrenamtlich aus und man wird für jeweils fünf Jahre dazu ernannt und gegebenenfalls verlängert.“
Mit welchen Herausforderungen sehen Sie sich in Ihrer Funktion regelmäßig konfrontiert – organisatorisch, politisch oder gesellschaftlich?
Schneckenleitner: “Na ja, man will natürlich nicht immer als Verhinderer dastehen. Wichtig ist, dass wir gemeinsam mit den Antragstellern und -stellerinnen und den Planenden hier Lösungen beziehungsweise auch Alternativen finden, die im Sinne der Natur auch nachhaltig und naturverträglich sind. Die Umweltanwaltschaft hat in rund 1200 Genehmigungsverfahren pro Jahr eine Parteistellung. Zu jedem dieser Projekte - sei es die Installation von Photovoltaikanlagen auf Freiflächen, das Errichten von Deponien oder Liften, das Bauen von neuen Forststraßen, Parkplätzen, Gebäuden, Hütten oder Großprojekten wie den Brenner-Basistunnel – geben wir detaillierte Stellungnahmen ab.“
Wer für die Natur arbeitet, arbeitet auch für den Menschen.
Prof. (FH) Dr. Peter Schneckenleitner
Professor (FH) für Kommunikationsmanagement
Warum ist Naturschutz heute – auch in Tirol – wichtiger denn je?
Schneckenleitner: “Natur und Mensch sind in vielfacher Weise miteinander verbunden. Zum einen gibt es eine ökologische Abhängigkeit. Das heißt saubere Luft, klares Wasser, gesunde Ernährung sind alles Elemente die für unsere Gesellschaft überlebenswichtig sind. Es gibt aber natürlich auch wirtschaftliche Komponenten die zu beachten sind. Gerade in Tirol ist eine intakte Natur der USP für die gesamte Tourismuswirtschaft. Und dann gibt es weitere große Themen wie den Klimawandel. Um es auf den Punkt zu bringen: Wer für die Natur arbeitet, arbeitet auch für den Menschen.“
Inwiefern sehen Sie eine Veränderung in der öffentlichen Wahrnehmung von Natur- und Umweltschutz?
Schneckenleitner: “Gerade in Tirol gab und gibt es schon immer das Spannungsfeld zwischen Ökologie und Ökonomie. Die Ressource Natur ist jedoch ein limitiertes Gut. Wenn sie einmal aufgebraucht ist, kommt sie nur mehr – wenn überhaupt - sehr langsam zurück. Diese Erkenntnis ist heute, so denke ich, sowohl in der Gesellschaft als auch in Politik und Wirtschaft bekannt. Umso schöner ist es, dass man als Naturschutzbeauftragter hier wirklich etwas bewirken kann.“
Was würden Sie jungen Menschen mitgeben, die sich für Natur, Umwelt und Nachhaltigkeit engagieren wollen?
Schneckenleitner: “Grundsätzlich ist es immer gut, die eigene Situation erst einmal kritisch zu reflektieren. Wie sieht es generell mit meinem nachhaltigen Handeln aus? Themen wie Plastikverbrauch, Ernährung, Bekleidung, Mobilität, oder ganz generell „bewusster Konsum“ wären hier anzuführen. Ich denke, jeder von uns kann noch einiges optimieren. Und dann gibt es natürlich auch Möglichkeiten sich in Organisationen direkt zu engagieren, sei es jetzt im politischen Bereich, im aktivistischen Bereich oder auch direkt im Umweltschutzbereich, beispielsweise beim Alpenverein.“