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Sportevents: Wirkung auch ohne Zuschlag

  • 27.09.2025
  • Forschung
Eine riesige Menschenmenge steht vor einer beleuchteten Festivalbühne bei Nacht. Über der Bühne explodieren spektakuläre Feuerwerkskörper in Rot- und Orangetönen, während starke Lichtstrahlen über die Menge ziehen.
© Fotolia.FrankBoston

Große Sportveranstaltungen können nachhaltige Auswirkungen auf die Austragungsorte haben – selbst wenn die Bewerbung nicht erfolgreich ist.

Was passiert, wenn eine Stadt sich um die Ausrichtung einer großen Sportveranstaltung bewirbt – aber nicht den Zuschlag erhält? Oder wenn die Veranstaltung zwar vergeben wird, die Auswirkungen aber auch Jahre später noch unklar sind? Ein neu veröffentlichter Forschungsartikel, dessen Mitautor Asc. Prof. (FH) Mark Romanelli von der FH Kufstein Tirol ist, beleuchtet genau diese Fragen.

Während viel Aufmerksamkeit auf die Fanfare der erfolgreichen Bewerbungen und das Spektakel der Austragung gerichtet wird, ist weit weniger bekannt, was lange nach dem Verblassen des Rampenlichts übrig bleibt – oder gar nicht erst dazu kommt. Ein aktuelles internationales Forschungsprojekt untersucht diese übersehenen Hinterlassenschaften und zeigt, wie selbst der Bewerbungsprozess einen bleibenden Einfluss auf Städte haben kann.

Der Artikel mit dem Titel Bidding beyond the game: the legacies of (un)successful sports event bids on host locations wurde in der renommierten Fachzeitschrift International Journal of Event and Festival Management veröffentlicht. Die Publikation ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit von vier Forschern aus drei Institutionen: der Universität Innsbruck (Österreich), der North Carolina State University (USA) und der FH Kufstein Tirol.

Das zeigt uns, dass der Wert einer Bewerbung weit über das Spiel selbst hinausgeht.

Asc. Prof. (FH) Mark Romanelli, MBA

Associate Professor (FH) für Strategisches Management

Vom Studentenprojekt zur wissenschaftlichen Erkenntnis

„Dieses Projekt begann eigentlich als Bachelorarbeit“, sagt Mark Romanelli. In Zusammenarbeit mit dem Sportteam der Universität Innsbruck erweiterten die Forscher die ursprüngliche Arbeit zu einer umfassenderen wissenschaftlichen Studie. Neben Romanelli gehören Nicole Gamper und Martin Schnitzer (beide vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Innsbruck) sowie Jason Bocarro von der North Carolina State University zum Autorenteam.

Während sich die meisten Forschungen in diesem Bereich auf tatsächlich stattfindende Veranstaltungen konzentrieren, geht diese Studie einen Schritt weiter: Sie untersucht, welche Spuren der Bewerbungsprozess selbst hinterlässt – unabhängig davon, ob die Stadt letztendlich als Austragungsort ausgewählt wurde oder nicht.

Vermächtnisse ohne Siegermedaille

Die Autoren führten ausführliche Interviews mit Vertretern aus fünf Städten, die sich um die Ausrichtung von Großsportveranstaltungen beworben hatten. Darunter waren sowohl erfolgreiche als auch erfolglose Bewerbungen. Überraschenderweise ergab die Studie, dass bereits die Teilnahme am Bewerbungsverfahren positive langfristige Veränderungen auslösen kann – von Verbesserungen der Infrastruktur und der Regierungsführung bis hin zu einer verstärkten Zusammenarbeit der Interessengruppen und besseren strategischen Planungsfähigkeiten.

„Die Städte, mit denen wir gesprochen haben, erlebten echte, dauerhafte Entwicklungen – manchmal sogar, ohne die Veranstaltung überhaupt auszurichten“, erklärt Romanelli. „Das zeigt uns, dass der Wert einer Bewerbung weit über das Spiel selbst hinausgeht.“

Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, wie studentische Arbeiten zu echten akademischen Impulsen werden können.

Asc. Prof. (FH) Mark Romanelli, MBA

Associate Professor (FH) für Strategisches Management

Akademische Zusammenarbeit über Kontinente hinweg

Die Studie ist auch ein Beispiel für internationale und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Mit Forschern aus Österreich und den Vereinigten Staaten verbindet das Projekt Perspektiven aus den Bereichen Sportwissenschaft, Veranstaltungsmanagement und Tourismusforschung. „Es war eine großartige Erfahrung, institutionsübergreifend zu arbeiten“, sagt Romanelli. „Eine solche gemeinsame Forschung hilft uns, unseren Horizont zu erweitern und reichhaltigere Ergebnisse zu erzielen.“

Praktische Implikationen für Städte und Studierende

Über ihren theoretischen Beitrag hinaus liefert die Studie wertvolle Erkenntnisse für Stadtplaner, Veranstaltungsorganisatoren und politische Entscheidungsträger. Sie ermutigt Austragungsorte, Bewerbungen nicht nur als Mittel zum Zweck zu betrachten, sondern als Chance, unabhängig vom Ergebnis die Entwicklung voranzutreiben.

Und für Romanelli gibt es auch eine pädagogische Erkenntnis: „Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, wie studentische Arbeiten zu echten akademischen Impulsen werden können. Es ist ermutigend zu sehen, dass mit der richtigen Unterstützung und Neugierde sogar Bachelor-Projekte zu veröffentlichten Forschungsergebnissen führen können.“

Die FH Kufstein Tirol gratuliert Mark Romanelli und seinen Co-Autoren Nicole Gamper, Jason Bocarro und Martin Schnitzer zu dieser Leistung – und dazu, dass sie gezeigt haben, wie die Bewerbung um Sportveranstaltungen ein Vermächtnis hinterlassen kann, das weit über die Anzeigetafel hinausgeht.

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