Dr. Rainer Koch (links im Bild) und Dr. Claudia Stura mit den SKVM Studierenden

Das geht nur, wenn alle zusammenhelfen

06.05.2015 | General
Der Präsident des Bayrischen Fußballverbandes (BFV) Rainer Koch referierte am 30. April 2015 an der FH Kufstein Tirol über die Herausforderungen im Eventmanagement

Einen glänzend aufgelegten Fußball-Präsidenten in Plauderlaune erlebten Studenten des Studiengangs Sport, Kultur & Veranstaltungsmanagement (SKVM) im Rahmen der Lehrveranstaltung Sportmanagement 2 an der FH Kufstein Tirol. Rainer Koch, Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) und 1. Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), war extra aus der bayerischen Landeshauptstadt München angereist, um den Zweitsemestern aus dem Fundus seiner reichhaltigen Erfahrung im Bereich der Organisation von Sportgroßveranstaltungen zu berichten. In einem einstündigen Vortrag schlug der 56-jährige Jurist eine thematische Brücke von der WM 2006 der Herren in Deutschland über die WM 2011 der Damen in Deutschland bis zum großen Amateurfußball-Event „Fußballiade“, das an Fronleichnam im niederbayerischen Landshut Premiere feiern wird. Das Thema des Vortrags: „Erlebte Herausforderungen bei Sportgroßveranstaltungen“. Derlei gab es reichlich in den letzten zehn Jahren seiner Tätigkeit als BFV-Präsident.

„Die eigentliche Arbeit für uns als Landesverband“, betonte Koch mit Blick auf die WM 2006, „war mit Anpfiff des Eröffnungsspiels etan.“ Schon Monate davor hatte der BFV mit über 100 Einzelaktivitäten in Bayern Vorfreude und Begeisterung geweckt und dazu beigetragen, dass die WM reibungslos und friedlich über die Bühne gegangen ist. Besonders in Erinnerung blieb Koch die breit angelegte WM-Vereinskampagne mit über 700 teilnehmenden Vereinen und das Live-Spiel einer Bayernauswahl gegen den WM-Teilnehmer Paraguay. Die „host city“ der Südamerikaner war in München, untergebracht war das Team um den damaligen FC Bayern-Star Roque Santa Cruz in der Sportschule Oberhaching. Auch hier zeigte sich, so Koch, dass der deutsche WM-Slogan „Die Welt zu Gast bei Freunden“ klug gewählt war. „Denn jeder unser über 800 haupt- und ehrenamtlichen hat den Slogan tatsächlich gelebt. Wir haben alle mitgeholfen, der Welt ein positives Bild von Deutschland zu vermitteln.“ Imagewerbung war indes nicht der einzige positive Begleiteffekt: die WM hatte bundesweit einen signifikanten Anstieg der Neueintritte in Fußballvereine zur Folge und ein beträchtliches wirtschaftliches Gesamtergebnis, das zu einem Gutteil auch an die Landesverbände zurück geflossen ist.

Dass Eventmanagement auch und gerade das Managen des „Events hinter dem Event“ meint, machte Koch am Beispiel der WM 2011 der Frauen deutlich. Koch war ehrenamtlicher Leiter der Außenstelle Augsburg des WM-Organisationskomitees. Als solcher war er Ansprechpartner und Bindeglied zwischen der ansässigen Politik, den Behörden, Vereinen, der Region Schwaben, dem Land Bayern, dem BFV und dem WM-OK, kümmerte sich um die sportpolitische Repräsentation, um Ticketpromotion und den Ticketverkauf. „Auch das war verbunden mit vielen Herausforderungen“, erinnerte sich Koch. Die größte war wohl, den Stadionbau in Augsburg überhaupt zu realisieren.

Am Ende seines Vortrages widmete sich Koch mit Verve seinem Lieblingsprojekt, der „Fußballiade“. Nach Jahren der Planung mit Standortwahl, Vereinsbefragung, Budgetplanung, der Homepage, Marketing, Einbindung der Haupt- und ehrenamtlichen Verbandsmitarbeiter, um nur einige ausgewählte Punkte zu nennen, ist es bald soweit: zwischen 4. und 6. Juni findet in Landshut die große Amateurfußball-Sause statt. Und 280 Vereine aus ganz Bayern sind dabei. „Man muss sich als Verband beizeiten etwas einfallen lassen, wenn man attraktiv für junge Leute bleiben will“, unterstrich Koch. Die Eventisierung der Gesellschaft, das „variety-seeking“ der jungen Generation – all diese Trends würden es erforderlich machen, dass auch ein Fußball-Landesverband sich ernsthafte Gedanken über eigene große Events machen müsse. Der BFV macht nun in Landshut den Anfang. Für Rainer Koch stehen die Zeichen gut, dass die Fußballiade erfolgreich werden wird. Die Planungen seien weit vorangeschritten. Es gibt Turniere, Wettbewerbe, ein Bühnenprogramm, ein Public Viewing des CL-Finales, der WM-Pokal macht Station in Landshut im Rahmen der DFB-Ehrenrunde, sogar die Bundesliga-Blindenfußballer geben sich die Ehre. „Nur das Wetter können wir nicht beeinflussen“, scherzte Koch, der sich besonders auf die vielen tausenden Menschen – Teilnehmer und Schaulustige – freut. „Hier können wir deutlich machen, dass der Amateurfußball keine alte Tante ist, sondern eine riesengroße moderne Bewegung.“