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Augen auf! So misst das Digital Experience Lab, was zieht

  • 28.09.2025
  • Forschung
Zwei Männer in einem hellen Raum. Der vordere trägt eine Eye-Tracking Brille und ein kariertes Hemd, der hintere ein weißes Hemd und lächelt.
© FH Kufstein Tirol

Studierende im Digital Experience Lab der FH Kufstein Tirol testen Nutzerreaktionen mittels Eye Tracking.

Im Digital Experience Lab der FH Kufstein Tirol entwickeln Studierende mit modernster Technologie neue Ideen für das digitale Marketing – und setzen dabei Maßstäbe, die zeigen, wie Unternehmen künftig ihre Zielgruppen erreichen können.

Wie verändert Künstliche Intelligenz (KI) die Art, wie wir digitale Inhalte wahrnehmen und gestalten? Mit dieser Frage beschäftigen sich Studierende im Digital Experience Lab der FH Kufstein Tirol. Unter der Leitung von Lukas Hartleif, MA, seines Zeichens Hochschullehrer für Marketing an der Kufsteiner Hochschule, entwickeln sie praxisnahe Lösungen für Unternehmen – und loten aus, wie sich menschliche Wahrnehmung und KI miteinander verbinden lassen.

Hightech mit menschlichem Blick

Kern des Labs ist ein Eye-Tracking-System, das aufzeichnet, wohin Testpersonen auf dem Bildschirm blicken. Die Studierenden kalibrieren dafür zunächst die Augenbewegungen der Teilnehmenden: Diese folgen mit den Augen einem Punkt, der sich über den Bildschirm bewegt. Danach lassen sich Blickverläufe präzise messen – und sichtbar machen, welche Bereiche einer Website oder Anzeige tatsächlich Aufmerksamkeit erzeugen.

Ergänzt wird der stationäre Eye-Tracker durch einen mobilen Eye-Tracker für Einsätze bei Messen oder in Alltagsumgebungen. Mit der iMotions-Software können die Studierenden komplexe Versuchsdesigns erstellen und auswerten. 

Im Zentrum aller Überlegungen steht dabei die User Experience (UX). Diese bezeichnet grundsätzlich das gesamte Nutzungserlebnis, das Menschen bei der Interaktion mit einem Produkt, System oder Service haben. In diesem Projekt meint UX konkret das Gesamterlebnis von Nutzenden bei der Interaktion mit digitalen Inhalten. „Wir wollen User Experience nicht nur aus menschlicher Sicht betrachten, sondern auch verstehen, wie Inhalte künftig für KI-Suchmaschinen optimiert werden können“, erklärt Hartleif. Genau diese Verbindung sei ein Alleinstellungsmerkmal des Labs.

Wir wollen User Experience nicht nur aus menschlicher Sicht betrachten, sondern auch verstehen, wie Inhalte künftig für KI-Suchmaschinen optimiert werden können.

Lukas Hartleif

Laborleiter

Praxisnah und interdisziplinär

Die Projekte im Lab entstehen in enger Zusammenarbeit mit Unternehmen. Sie folgen einem klaren Ablauf: Nach einem Briefing entwickeln die Studierenden ein Studiendesign, rekrutieren Testpersonen (meist reichen zwölf bis 15 Teilnehmende), führen die Erhebung durch und werten die Ergebnisse aus – häufig unterstützt vom technischen Support des Softwarepartners Imotions.

„Oft reicht schon der unverbrauchte Blick der Studierenden, um wertvolle neue Perspektiven zu gewinnen“, so Hartleif. Gerade Unternehmen, die lange an ihren Websites oder Kampagnen gearbeitet haben, entwickelten mit der Zeit eine gewisse Betriebsblindheit: Genau hier könne das Lab entscheidende Impulse setzen.

Erfolgsgeschichte SOS-Kinderdorf

Ein Beispiel für ein gelungenes Projekt ist die Zusammenarbeit mit dem SOS-Kinderdorf:
Studierende analysierten mit Eye-Tracking die sogenannte Donor Journey auf der Website und entdeckten dabei, dass der Spendenkompass – ein zentrales Navigationselement – zu wenig prominent platziert war. Die Ergebnisse flossen in den Relaunch der Seite ein und machten den Spendenprozess deutlich intuitiver. „Sowohl die Studierenden als auch das Unternehmen waren begeistert vom Mehrwert“, erzählt Hartleif.

Brücke zwischen Hochschule und Wirtschaft

Das Lab bietet Unternehmen einen unkomplizierten Zugang zu innovativer Arbeit an der Schnittstelle von User Experience und KI. Die Praxisprojekte zeigen, wie sich theoretisches Wissen und reale Problemstellungen miteinander verknüpfen lassen – und sie schaffen gleichzeitig ein ideales Lernfeld für die Studierenden. Für die Region entstehen dadurch qualifizierte Nachwuchskräfte, die neugierig und verantwortungsvoll in die digitale Zukunft blicken.

Blick nach vorn

Aktuell liegt der Fokus des Labs auf der Verbindung von generativer KI und User-Experience-Forschung. Für Hartleif ist klar: „Das Spannende ist, dass man nicht genau weiß, wo die Entwicklung hingeht – aber wir wollen mit dem Lab einen Ort schaffen, an dem Studierende und Unternehmen gemeinsam herausfinden können, wie digitale Erlebnisse von morgen gestaltet werden.“

 

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