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Prozessanalyse in der Häcksler-Produktion bei STIHL Tirol

  • 14.05.2025
  • Praxisprojekt
Teammitglieder vor dem Stihlgebäude | © FH Kufstein Tirol
© FH Kufstein Tirol

Die Studierenden und der Filmprofi des eLearning Centers der FH-Kufstein bei der Kameraeinrichtung mit Herrn Buchegger, dem Projektbetreuer von STIHL Tirol (links im Bild).

Wie optimiert man hochkomplexe Produktionsprozesse? Studierende der FH Kufstein Tirol haben beim Gartengeräte-Hersteller STIHL Tirol den Fertigungsablauf der Häcksler analysiert – und dabei nicht nur wertvolle Einblicke gewonnen, sondern auch konkrete Verbesserungsmöglichkeiten identifiziert. 

Studierende des Bachelorstudiengangs Wirtschaftsingenieurwesen an der FH Kufstein Tirol haben im Rahmen eines Praxisprojekts eine umfassende, videobasierte Prozessaufnahme an einer Häcksler-Produktionslinie bei STIHL Tirol durchgeführt. Dabei wurden nicht nur die Fertigungsprozesse detailliert dokumentiert, sondern auch eine Komplexitätsbeurteilung für die Produktionsmitarbeitenden vorgenommen, um Optimierungspotenziale, vornehmlich in der Automatisierung und Ergonomie aufzuzeigen.

STIHL Tirol als Partner für innovative Produktionsanalysen

STIHL Tirol mit Sitz in Langkampfen ist ein führendes Unternehmen in der Herstellung von boden- und handgeführten Garten- und Forstgeräten. Als Teil der international erfolgreichen STIHL Gruppe zeichnet sich das Unternehmen durch innovative Technologien und hohe Qualitätsstandards aus. Die Häcksler der Firma sind hierbei seit der Firmengründung ein essentieller Bestandteil des Portfolios. Der kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP) hat im Unternehmen einen hohen Stellenwert. Daher wurde die Zusammenarbeit mit den technischen Studiengängen der FH Kufstein Tirol für dieses Projekt nochmals verstärkt und fortgeführt.

Praxisnahes Lernen und wertvolle Erkenntnisse

Fünf Studierende analysierten in einer fünfmonatigen Projektphase die Produktionsprozesse der Häcksler-Montagelinie. Begleitet wurden sie durch das eLearning Center der FH Kufstein Tirol sowie durch eine spezifische Schulung zu Fertigungsprozessen, Prozessdarstellung und Zeitaufnahme. 

Ebenso wurde von STIHL Tirol durch die Projektbetreuung eine Schulung durchgeführt, die Präsentationen der Studenten wurden auch bei deren Erstellung durch das Unternehmen aus Langkampfen unterstützt und damit nicht nur das Projektergebnis, sondern auch der Lernerfolg der Studenten nochmals verbessert. 

Die Prozessaufnahme fand an einem Videodrehtag statt und basierte auf der MTM-Methodik (Methods-Time Measurement). Dieses Verfahren zerlegt Arbeitsabläufe in kleinste Bewegungseinheiten und ordnet ihnen standardisierte Zeitwerte zu, um Effizienz und Ergonomie zu bewerten. Um zuverlässige Daten zu erhalten, wurden pro Prozessschritt mindestens fünf vollständige Durchgänge aufgezeichnet – sogenannte bewertbare Durchgänge. Diese Wiederholungen ermöglichen es, typische Abläufe zu analysieren und Schwankungen in der Ausführung zu erkennen. Drei Kameraperspektiven stellten sicher, dass alle ergonomischen, mechanischen und organisatorischen Aspekte der Montage detailliert erfasst wurden.

Nach der Videoanalyse wurden die Ergebnisse mit der bestehenden internen Dokumentation abgeglichen. Dabei festgestellte Abweichungen wurden ausgearbeitet Optimierungspotenziale identifiziert. Im Anschluss erarbeiteten die Studierenden Vorschläge zur Verbesserung der Ergonomie und Automatisierung, unter anderem mit einem CAD-Programm zur Montagelinienplanung. Da es bei STIHL Tirol bereits einen sehr hohen Standard in der Fertigung gibt, wurde auf Wunsch der Fertigungsleitung der Fokus auf die Ergonomie und Unterstützung der Mitarbeitenden gelegt. Das Konzept hierzu wurde auch finanziell beurteilt und die Amortisationszeit evaluiert. Gleichzeitig zeigte sich, dass die Montageprozesse eine hohe Komplexität aufweisen, was einen entsprechend intensiven Schulungsaufwand für die Mitarbeitenden erfordert.

Effektive Zusammenarbeit und nachhaltige Ergebnisse

Die Kooperation zwischen den Studierenden und STIHL Tirol wurde von beiden Seiten als außerordentlich positiv bewertet. Der offene Austausch ermöglichte es, wertvolle Erkenntnisse für beide Partner zu gewinnen.

Wir konnten bei dem Projekt sehr viel lernen und einen tiefgehenden Einblick in die Produktion sowie Qualitäts- und Mitarbeiterverantwortung bei STIHL Tirol gewinnen. Vor allem wurde auch im Coaching durch Herrn Buchegger und das Feedback der anderen Beteiligten sehr viel Wissen an uns übermittelt.

Mitglieder des Praxisprojekts

Unterstützung durch das eLearning Center

Das eLearning Center der FH Kufstein Tirol spielte eine zentrale Rolle in der technischen Umsetzung des Projekts. Es stellte das gesamte Videoequipment bereit, unterstützte die Studierenden ganztägig am Drehtag und übernahm die Synchronisation sowie den Schnitt des Materials. Ziel ist es, die erstellten Videos, wie im Vorprojekt zum iMOW Mähroboter, als Lehrmaterial für künftige Schulungen zu nutzen. Derzeit wird in Folgeprojekten an einem umfassenden Nutzungskonzept gearbeitet.

Langfristige Auswirkungen und Folgeprojekte

Das Projekt lieferte wertvolle Erkenntnisse, die sowohl für STIHL Tirol als auch für die Studierenden von großem Nutzen sind. Eine direkte Umsetzung wird aktuell durchgeführt.

Für die Studierenden der FH Kufstein Tirol bedeutet das Projekt eine wertvolle praktische Erfahrung, die auch in der Lehre weiter genutzt wird. Künftige Studierendengruppen der Studiengänge Wirtschaftsingenieurwesen, ERP-Systeme & Geschäftsprozessmanagement und Smart Products & Solutions werden von den gewonnenen Erkenntnissen profitieren.

Mit einem Folgeprojekt, das bereits in Arbeit ist, wird die enge Kooperation zwischen STIHL Tirol und der FH Kufstein Tirol weitergeführt und vertieft.

 

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