Die Gruppe der Studierenden bei der Wacker Chemie AG
Die Gruppe der Studierenden bei der Wacker Chemie AG

Energieproduktionen im Lokalaugenschein: Exkursion in Energiewirtschaft

10.02.2012 | Allgemein
Eine Exkursion zu Wacker Chemie nach Burghausen und zur Müllverbrennungsanlage nach Burgkirchen bereichert die Studierenden des dritten Semesters der Europäischen Energiewirtschaft.

Lokalaugenschein bei dem Chemiewerk Wacker

Am Anfang der Besichtigung standen Geschichte und Geschäftsfelder der Wacker Chemie AG und ihrer Töchtergesellschaften, welche sich trotz ihrer Größe immer noch zu 60% in Familienbesitz befindet. Im Anschluss daran wurden Fragen der Studierenden beantwortet, bevor es zu einer Rundfahrt über das Betriebsgelände ging. Mit seinen 10.000 Mitarbeitern aus Deutschland und Österreich, gehört das Wacker Chemiewerk zu den größten Arbeitgebern in der als „Bayerisches Chemiedreieck“ bezeichneten Region. Das 1903 gegründete Unternehmen kann für das Geschäftsjahr 2011 einen voraussichtlichen Konzernumsatz von rund fünf Mrd. Euro vorweisen – so eine vorsichtige Jahresprognose.

Bei der Fahrt über das 82 Hektar große Betriebsgelände wurden die beeindruckenden Dimensionen, in denen hier die verschiedensten Produkte der Chemieindustrie erzeugt werden, bewusst. Bei einem Stopp in der Kontrollwarte durften die Studierenden beobachten, wie die Chemiekanten das Rezept zur Erstellung eines Silikons zubereiteten. Der komplette Vorgang wird per Computer gesteuert und zentral überwacht.

Als letzter Besuchspunkt standen die Alzwerke auf dem Gelände der Wacker Chemie auf dem Plan. Die Alzwerke sind der eigentliche Grund, warum sich Wacker in Burghausen angesiedelt hatte. Schon damals wusste der Gründer der Alzwerke Dr. Alexander Wacker, dass der Höhenunterschied zwischen Alz und Salzach mehr Potential bietet als ein einfaches Laufwasserkraftwerk. So kam es, dass der Alzkanal und die Alzwerke errichtet wurden. In den Alzwerken wird der Höhenunterschied des Alzkanals genutzt, um jährlich 270 Mio. kWh zu erzeugen. Der Alzkanal, welcher kurz nach Altenmarkt künstlich angelegt wurde, mündet unmittelbar nach den Alzwerken in die Salzach. Die komplette erzeugte elektrische Energie wird direkt in den Wacker Chemiewerken verbraucht. Bei Inbetriebnahme der Alzwerke, dem damals größten Wasserkraftwerk Deutschlands, am 10.12.1922, reichte die elektrische Energie noch aus um den Energiebedarf der Stadt Burghausen komplett abzudecken. Heutzutage genügt es nur noch um 10% des Energiebedarfs der Chemiewerke zu befriedigen.

Das Wasserkraftwerk in Burghausen hat eine Fallhöhe von 63m und erzeugt mit seinen 5 Francisturbinen mit je 10.400 kW und 19m³/s Durchfluss jährlich 270 Mio kWh. Einzigartig ist auch die im „Ein-Mann-Betrieb“ geführte Kontrollwarte, welche 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr besetzt ist und somit einen umweltfreundlichen Beitrag zur Energieerzeugung in dieser doch sehr energiehungrigen Branche leistet.

Müllverbrennungsanlage Burgkirchen

Die nur 15 Minuten entfernt gelegene Müllverbrennungsanlage Burgkirchen, welche sich zu 100% in öffentlicher Hand befindet, war das zweite Exkursionsziel. Das Müllverbrennungskraftwerk nutzt die im Müll enthaltene Energie aus 7 Landkreisen in Oberbayern und vermeidet so den klimaschädlichen Ausstoß von Deponiegasen. Durch die verbrauchsnahe Erzeugung, wird die Abwärme des Kraftwerks im nahegelegenen Industriepark Gendorf genutzt, sodass ein wirtschaftlich durchgehender Betrieb der 2 Verbrennungsöfen gewährleistet wird.

Der Müll aus den umliegenden Landkreisen wird in Verladestationen auf die Schiene umgelegt, um so einen umweltfreundlichen Transport zu gewährleisten. Dieses System ermöglicht es, Müll aus den folgenden Landkreisen zu verbrennen, welche insgesamt etwa 1 Million Einwohner beheimaten und eine Gesamtfläche von 10% des Staatsgebiets Bayerns vorweisen können: Berchtesgardener Land, Rosenheim, Traunstein, Mühldorf, Altötting, Rottal – Inn und Dingolfing – Landau.

Nach einer Präsentation der gesamten Anlage begann die Führung, welche am Müllbunker startete. Im Müllbunker wird der gesamte angelieferte Müll über Rampen eingefüllt und gelagert. Oberhalb des Bunkers ist die Einfüllstation der Bahncontainer angebracht, welche direkt bis an die Verbrennungsanlage heran gefahren werden. Über einen Rost gelangt der eingefüllte Müll aus dem Bunker direkt in die Verbrennung. Durch die langsame Bewegung der Roststäbe verweilt der Müll im Schnitt ca. 1h im Verbrennungsraum und verbrennt selbstständig bei Temperaturen zwischen 900° - 1100°C. Die aufgefangenen Überreste der Verbrennung, auch Schlacke genannt, werden im Straßenbau weiterverarbeitet.

Durch die enorme Hitze in der Brennkammer wird in Rohrbündelwärmetauschern Wasserdampf erzeugt, welcher über die Turbine mit angeschlossenem Generator geführt wird, um Strom für das öffentliche Netz zu erzeugen. Ein Teil des Dampfes wird direkt als Prozesswärme in den benachbarten Industrieanlagen weiterverarbeitet. Pro Ofenlinie werden ca. 15 Tonnen Müll bei 1100°C verbrannt. In der prozesstechnisch angeschlossenen Abgasaufbereitung, wird durch 4 Verfahren das Abgas gereinigt, bis es den gesetzlichen Auflagen der 17. Bundesemissionsschutzverordnung genügt. Diese weltweit strengste Richtlinie zur Müllverbrennung, hat dafür gesorgt, dass Müllverbrennung heutzutage einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leistet und Emissionen deutlich unter den gesetzlichen Grenzwerten aufweist. Durch Müllverbrennung werden neben der Vermeidung von Deponiegasen auch zahlreiche wiederverwertbare Reststoffe wie Salz, Metalle und Schlacke gewonnen, welche bei der Lagerung auf einer Deponie verlorengegangen wären.

Autor: Paul Köhler, 3. Semester Europäische Energiewirtschaft